"EIN ÄLTERER MANN, WIE ICH, STEHT AM UFER DES KANALS UND SCHAUT ZU, WIE SEINE ZEIT VERGEHT"

2014 verstarben kurz hintereinander vier mir nahestehende Menschen.

Das führte mir die Endlichkeit meines eigenen Lebens auf eine Weise vor Augen, dass ich mir Zeit nahm, dem Thema der Vergänglichkeit mit künstlerischen Mitteln nachzugehen. Ich tat dies in Form eines zweimonatigen Aufenthaltes in Venedig. 

 

Im Gepäck hatte ich das Grundthema der Vergänglichkeit, die Idee der Lochkamerafilme, die Hoffnung auf interessante Begegnungen sowie das wichtigste Equipment, um diesen Film aus der Stadt zu schälen. Wie ein Maler mit seiner Staffelei wollte ich um die Kanäle ziehen und sehen, was passiert: acqua alta ist ganz aus den sich bietenden Gelegenheiten, spontan und intuitiv entstanden. 


Venedig, die schöne, weltberühmte, unvergleichliche, romantischste, mit ungezählten Superlativen bedachte Stadt ist am Ersaufen. Von Tag zu Tag verkommt sie immer mehr zur Kulisse, einem Abklatsch ihrer selbst. Politiker und ihre Freunde aus der Wirtschaft melken sie schamlos, das Leben schwindet aus ihr, das Wasser nagt, die Mauern bröckeln, bald schon wohnt kaum mehr jemand dort. „La Serenissima“ ist fast unverschämt am Sterben. Eine surreale Sphäre, in der Kollapstendenzen aller Art vor einer überwältigenden Kulisse zusammentreffen mit unseren Vorstellungen einer heilen, romantischen Welt - ein ideales Spannungsfeld für mein Thema, Sinnbild für die Abwärtsspirale, in der sich die Welt zu drehen scheint.